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Xiaoming Bai von Werner & Mertz im Interview zur „Recyclat-Initiative“ und zu nachhaltiger Beschaffung

Das Mainzer Familienunternehmen Werner & Mertz, u. a. bekannt für seine Marken Frosch und Erdal sowie im Geschäftskundenbereich die Öko-Marke Green Care Professional, setzt schon seit mehr als zehn Jahren auf kreislauffähige Recyclingverpackungen und den Einsatz von Altplastik. International Marketing Director der Geschäftskundensparte von Werner & Mertz und in dieser Funktion u. a. zuständig für die Bereiche Innovation und Portfolio-Management ist Xiaoming Bai. Im Interview mit der VergabeFokus-Redaktion erläutert er, welchen Stellenwert das hochwertige Recycling von Plastik für den Erhalt unserer Erde hat, was insoweit die sogenannte „Recyclat-Initiative“ bewirken kann und worauf öffentliche Einkäufer:innen (ebenso wie Endverbraucher:innen) achten sollten, wenn sie Produkte mit Recyclingverpackungen kaufen.

VergabeFokus:

Sehr geehrter Herr Bai, die Werner & Mertz-Gruppe setzt ja bereits seit geraumer Zeit auf den Einsatz von Verpackungen aus recyceltem Kunststoff sowie recyclingfähigen Materialien. Können Sie unseren Leser:innen kurz erläutern, wie es dazu kam und welche Ziele Sie dabei angetrieben haben?

Bai: 

Für uns ging es schlicht um den Aspekt, dass Plastikmüll ein Hauptproblem für die Zukunftsfähigkeit der Menschheit ist. Denn nicht nur verbraucht die Herstellung von Neuplastik jede Menge Rohstoffe und Energie; die Entsorgung von Plastik durch Verbrennung ist außerdem in höchstem Maße CO2-intensiv. Und noch schlimmer: Jedes Jahr landen Millionen Tonnen an Plastikabfall in den Weltmeeren und zerstören so dauerhaft Flora und Fauna. Das lineare Geschäftsmodell, in dem immer neuer Plastikabfall produziert wird, führt so letztlich zur Selbstzerstörung der Menschheit. Vor diesem Hintergrund haben wir die Vision einer kreislauffähigen Zukunft ohne Müll entwickelt. Dafür setzen wir auf geschlossene Systeme für die Produktion, Nutzung und echte Wiederverwendung von Kunststoffverpackungen ohne Qualitätsverlust.

VergabeFokus:

Mittlerweile ist das Thema „Plastikabfall“ durchaus in der breiten Öffentlichkeit und nicht zuletzt der Politik angekommen. Dabei steht aber, nach meinem Eindruck, bislang eher die Vermeidung von Plastik im Fokus der Diskussion als der Einsatz von recycelten Materialien. Liegt hier aus Ihrer Sicht ein Ungleichgewicht? 

Bai: 

Zunächst einmal: Kunststoff hat hervorragende Eigenschaften, nicht nur als Verpackung, und weder die Industrie noch die/der einzelne Nutzer:in wird in absehbarer Zeit auf Plastik vollständig verzichten können und wollen. Dies ist aber auch nicht notwendig, wenn wir lernen, nicht mehr linear, sondern zirkulär zu denken und wenn wir den großen Zusammenhang betrachten.

Bei vielen Unternehmen steht bislang die Vermeidung von Verpackungsmaterialien im Sinne der Gewichtsreduzierung (und damit Kostenersparnis) im Vordergrund. Vermeidung im Sinne der Politik wäre es wiederum, Verpackungen insgesamt wegzulassen – im Sinne von „unverpackt“. Werner & Mertz verfolgt dagegen einen mehrstufigen Ansatz, indem wir 

• Gewicht durch neue Formate reduzieren,
• unsere Verpackungen gemäß dem sogenannten „Cradle to Cradle“-Ansatz für hochwertiges Recycling gestalten und 
• sogenanntes Post-Consumer-Recyclat (PCR) einsetzen – und zwar zu 100 %. 

Mit dieser Recyclat-Initiative wollen wir letztlich beweisen, dass hochwertiges Recycling aus gemischten Sammlungen im geschlossenen Kreislauf („Closed Loop“) möglich ist. Unser Ziel ist es, 100 % unserer Verpackungen aus Kunststoff, etwa PET- und PE-Flaschen, auf 100 % PCR umzustellen, und zwar bis 2025. Ausnahmen werden lediglich dann gelten, wenn und solange rechtliche Vorgaben dies einschränken. 


Dieser Interviewausschnitt wurde uns freundlicherweise durch die Fachzeitschrift VergabeFokus, aus dem Bundesanzeiger Verlag, zur Verfügung gestellt. Das vollständige Interview mit Xiaoming Bai können Sie im Login-Bereich des Reguvis Vergabeportals oder in der Printausgabe des VergabeFokus (Ausgabe 2/2021, ab Seite 23) nachlesen. Erfahren Sie darin mehr zur Relevanz strategischer und kreislauffähiger Beschaffung im öffentlichen Kontext, zu verlässlichen Zertifizierungen und Labels sowie zu Informationsangeboten.